Montag, 12. Februar 2018

Camperferien

Nach etwas mehr als 9 Wochen sind wir wieder mit unseren Rucksäcken unterwegs. Die Zeit mit dem "eigenen" Auto war eine total andere Art zu reisen, zumal man auch ein komplett anderes Reisevolk trifft. Für uns war es eine nochmals extrem intensive Zeit, auf der wir eine etwas andere Seite vom Reisen entdeckt haben. Ich glaube sogar, dass uns das so gefallen hat, dass sich eine weitere Reise durchaus auf unseren eigenen Rädern abspielen könnte.

Da wir langsam ans nördliche Ende von Patagonien gelangten wo es noch subventionierten Sprit gab, wurden die Schlangen an den Tankstellen auch länger. Als ich normal zur Tankstelle fuhr, machte mich ein Einheimischer darauf aufmerksam, dass da hinten die wartenden Autos im Schatten stünden. Tatsächlich zog sich die Schlange um insgesamt etwa 4 Quartiere rum. So entschloss ich mich für die nächste Tankstelle wo ich nur 2h!! wartete, bei 34grad..

Mittlerweile waren wir in der Mitte der Ruta 40 angekommen, auf welcher wir auch weiter nördlich fuhren.

Zur Abwechslung hatten wir wiedermal Schotterstrasse welche immer schlimmer wurde und die anfangs angekündigten 40km waren auch schon lange vorbei... So waren wir froh die ersten Baumaschinen zu erspähen was gleichbedeutend war mit Asphaltstrasse :-). Um unseren Fahrtag etwas angenehmer zu gestalten besuchten wir noch die Caverna de las Brujas (Kavernen der Hexen). Die Höhle an sich war nicht so spektakulär, jedoch unser Weg durch die schmalen Gänge welche teils nur mit Kriechen durchquert werden konnten. Ich war sehr überrascht dass sich Katja überwinden konnte solche Stellen zu meistern. Sichtlich stolz war sie dann auch als wir wieder an der frischen Luft waren.



Richtung Mendoza zeigte sich dann die andere Seite vom warmen Wetter. Wir kamen in ein Gewitter welches mit sinnflutartigen Regenfällen auf unser Truckli einschlug. Nicht genug kam noch Hagel dazu, sodass mir etwas mulmig wurde und ich kurzerhand wendete um unser Truckli in "Sicherheit" zu bringen. Katja habe ich gesagt es sei nur dass auch die andere Seite sauber gewaschen werde, da es praktisch horizontal regnete. Nach kurzer Zeit lichtete sich der Himmel und wir konnten nach Mendoza fahren. Mendoza gilt als DAS Weinanbaugebiet schlechthin in Südamerika und ist daher auch ziemlich kommerzionell. Wir schlenderten jedoch nur etwas durch die Stadt und übernachteten etwas ausserhalb.
In San Juan besuchten wir dann zwei Weinbodegas, da es hier noch ursprünglicher einher gehen sollte. Den ersten Besuch hätten wir uns sparen können, da nur ein leeres Weingut zu sehen war und eine Arbeiterin etwas über den Wein erklärte. Beim zweiten Weingut handelte es sich um einen Weinhersteller, der die Trauben einkauft, selbst aber keine Reben hat. Der Weinkeller war aber sehr impossant und die Führung aufschlussreich.



Wir erhofften uns eigentlich auf einem Weingut übernachten zu können, aber das gibt es hier scheinbar nicht. So parkten wir unser Truckli auf einer Sandstrasse unweit der Hauptstrasse gleich neben einem riesigen Rebenfeld. Ja wir haben ein paar Trauben stibitzt - obwohl Weintrauben waren diese suuuuuper lecker!
In der Nacht erlebten wir wahrscheinlich eines der schlimmsten Gewitter die wir bis anhin hatten. So waren wir am Morgen mit einer unterwasserstehenden Sandstrasse konfrontiert.....Mit einem Zweig prüfte ich die Wassertiefe und wie fest der Untergrund war. Nebst dem Einsinken gab es noch eine andere Gefahr - die Dornen! Von Martin (einem anderen Schweizer) haben wir erfahren, dass er all seine Pneu (inkl. Reserverad) durchlöchert hat mit Dornen und nur mit Glück in den nächsten Ort kam. So entschieden wir uns auf der Strasse zu bleiben und durchs Wasser zu fahren - es war ja schliesslich nah an der Hauptstrasse und Hilfe wäre nah. Einfacher als gedacht kamen wir wieder aus unserem Nachtlager auf die Hauptstrasse. Phuu Glück gha!


Auf unserer Reise durch Argentinien haben wir den Strassen entlang immerwieder riesige Haufen von Plastikflaschen gesehen. Wir dachten erst an Abfallhalden. Erst beim genaueren Hinsehen befand sich immer auch eine Art Tempel in der Mitte. Es handelte sich um "Difunta Correa". Eine Frau die ihrem Mann und dessen Armee durch die Wüste gefolgt war inkl. Baby. Man fand die verdurstete Frau mit dem noch lebenden Baby an ihrer Brust. Daher werden die Plastikflaschen mit Wasser niedergelegt um ihren Durst zu stillen. Difunta Correa wird wie eine Virgen (Jungfrau) verehrt. So wird ihr gedankt für all das Gute was einem Wiederfährt. Ein neues Auto, Gesundheit, Kinder, neues Haus bis hin zum neuen Tattoo.Wir besuchten den Hauptschrein welcher auf unserem Weg lag. Dies hat sich zu einem regelrechten Anziehungspunkt entwickelt und zu dem Haupttag sollen sich hier mehr als 200'000 Pilger treffen.


Auf einer sehr welligen Strasse in den Nationalpark Ischigulasto mussten wir immerwieder kleine Bäche oder Schlammgruben durchfahren. Da es hier scheinbar nicht viel regnet , wurden auch keine Brücken über die normalerweise trockenen Flüsse gebaut. Regnet es dann mal muss man halt schauen wie man durchkommt. Obwohl wir alle Bäche queren konnten, hielt uns dann die Tour de San Juan auf. Eine Velorenntour welche gerade an diesem Tag in San Augustin Halt machte und dafür wurden die Strassen gesperrt. So machten wir einen Halt im Zielbereich, wo der "Gringo" natürlich auch gleich wieder interviewt wurde.
Wir kamen dann am Abend doch noch im Nationalpark an. Auf Anfrage durften wir nicht übernachten hier - manchmal muss man einfach mal schauen was passiert. So stellten wir uns trotzdem auf den Parkplatz und konnten so die Toiletten wie auch die Dusche gratis benutzen. Der Park ist bekannt für seine Dinosaurierfunde und die alten Gesteinsformationen welche bis zu 230Mio Jahre alt sind. Da der Morgen aber völlig neblig war entschieden wir uns gegen eine Tour mit dem Wissen, dass wir auf dem Rückweg noch eine zweite Chance haben werden.

 Mit zunehmender Fahrdauer wurde auch das Wetter wieder besser und wir waren froh in Catamarca Schattenplätze zu finden! Da wiedermal Waschtag angesagt war, übernachteten wir im Camping Municipal. Dieser war komplett gratis inkl. Duschen und einem riesigen Pool. Etwas skeptisch fragten wir nach einem ruhigen Platz und stellten uns in die hinterste Ecke. Da Tagsüber am Pool wie auch bei einigen Zelten Partymusik angesagt war, rechneten wir mit einer unruhigen Nacht. Zu unserem Erstaunen verstummte mit der untergehenden Sonne auch die Musik und wir hatten eine wunderbare Nacht.

Wir waren froh, dass unser Weg uns etwas in die Höhe brachte und wir der Hitze so etwas entkommen konnten. Zumindest dass die Nächte "schlafbar" sind. In El Mollar, in einem malerischen Alptal auf einer Art Hochebene blieben wir fürs Wochenende, da das Festival de la Verduras (Gemüsfest) auf dem Veranstaltungskalender Stand.
Wir gingen an die nächtliche Veranstaltung welche um Zehn startete und bis etwa 5Uhr dauern sollte. Ein Herr welcher durch den Abend führen sollte, nutzte die Bühne, das Mikrophon und die laute Musikanlage um seine Lieblingslieder zum Besten zu geben. Dies natürlich völlig Laienhaft, wobei er ständig wieder neue Lieder auf seinem Laptop suchen musste und nie eines zuende sang. Wir waren dann froh als endlich die erst Band, zwei Jungs, auf die Bühen traten. Wir ahnten schon schlimmes, da wir diese am Vorabend auf dem Zentrumsplatz gesehen hatten. Und tatsächlich haben sie ihre Gitarre und Geige aufs übelste misshandelt!! So was kann man nicht mal als Folklore verkaufen, echt schrecklich. Anschliessend traten Vater und Tochter auf, es scheint hier Mode zu sein die Instrumente zu missbrauchen! Uns kamen die zwei alten Frauen welche ziemlich schrecklich sangen wie eine Erlösung vor, zumal dies noch echte Folklore war. Die folgende Altherrenband war auch kein Ohrwurm, hinzu kam, dass der Abendunterhalter ständig von hinter der Bühne mitsang und das Publikum aufzumuntern versuchte.... Die erste richtig gute ,junge Band wurde dann nach 2 Liedern abgewürgt, da die Zeit nicht ausreiche. Nach Intervention vom Publikum (einer rief laut) durften sie dann nochmals eins spielen. Wir schauten uns noch zwei Tanzgruppen an die hier örtliche Folklore vorführten. Es ging mit den ganz Kleinen los welche ein bemerkenswertes Tacktgefühl hatten und bereits stepptanzten wie die grossen. Jede Altersgruppe bis zu den alt eingesessenen hatten ihren Auftritt, welche die örtlichen Tänze vorführten. Alles in allem war es interessant dies mal zu sehen, jedoch gehört dies sicherlich in die Abteilung "Kurioses".

Vom Hochland ging es über einen 3000m hohen Pass, welcher unser Truckli im 2+3 Gang souverän meisterte. Auf der anderen Seite warteten die Ruinen von Quilmes. Dies sind die bedeutensden Ruinen in Argentinien welche von der damals hier ansässigen Daguitas Kultur erstellt wurden. Von den orginalen Gebäuden sieht man nicht mehr viel in der von Kakteen und Sträuchern überwachsenen Ebene. Einzig der Teil welcher wieder aufgebaut wurde lässt erahnen wie es hier mal aussah. Die damalige Stadt hatte ca. 8000 Einwohner und konnte sich bis zu deren Aushungerung den Inkas wiedersetzen.

Aufgrund der noch verbleibenden Tage entschieden wir uns spontan noch bis Salta hochzufahren. Auch hier waren viele Bäche über die Ufer getreten, so dass es einige knifflige Stellen zu meistern gab. Bei der einen Querung fragte Katja einen Einheimischen ob der Fluss passierbar sei. Da sie seiner Aussage nicht recht glaubte, bat sie ihn vorzufahren. Tatsächlich rutschte unser Auto von der Strömung ein wenig ab, aber es ging alles gut.


In Salta stellten wir uns am Stadtrand auf einen Camping sodass wir mit dem Stadtbus ins Zentrum konnten. Nach einem kurzen Überblick mit der Seilbahn, gings zu Fuss durch die Innenstadt weiter. Von Eins bis Fünf ist hier Siesta und alles dicht. Da auch noch Montag war, waren auch die Museen geschlossen. So wurde halt die Zeit mit Coiffeur und Einkaufen vertrödelt. Da wir umbedingt ins Museum de alta Montana wollten, kamen wir am nächstenTag nochmals ins Zentrum. In diesem Museum geht es um einen Gipfelmumienfund aus der Inkazeit. Diese drei Kindermumien wurden auf 6700m entdeckt und sind heute inkl. den Grabbeigaben im Museum bei -20 Grad ausgestellt. Extrem beeindruckend wie gut erhalten die Grabbeigaben sind, wie eben erst hergestellt kann man nicht glauben dass diese schon über 500 jährig sind. Die Mumie gleicht einer Wachsfigur und man wartet nur darauf bis das Kind die Augen öffnet oder die Finger bewegt. Jedes Haar sitzt genau da im Zopf wo es hingehört, die haut so echt als ob noch Blut durchfliesst. Absolute Gänsehaut!

Bild aus dem Internet


Von Salta aus gings dann durch die mittlerweile wieder trockenen Flüsse zurück. Der Weg führte uns durch die Schlucht von Cafayate welche mit ihren roten Sandsteinformationen immer wieder hervorragende Fotospots bot.

Da wir versuchten unsere Fahrtage mit Attraktionen entlang der Strasse etwas intressanter zu gestalten, hielten wir an einer alten Seilbahn an welche für den Bergbau erstellt wurde - ein echtes Juwel! Es handelt sich um eine Transportbahn welche 1904 von deutschen Ingenieuren erstellt wurde. Die Bahn hat eine Länge von 35km und auf 6 der 9 Hauptstationen wurde das ganze von Dampfmaschinen betrieben. Die Miene in welcher Gold, Silber und Kupfer abgebaut wurde, wurde 1927 geschlossen. Die ganze Bahn steht jedoch noch heute und funktioniere sogar noch. Ein Herr welcher uns die Anlage zeigte schwärmte von der deutschen Technik und Qualität. Vor drei Jahren sei die Anlage ohne grossen Aufwand wieder funktionsfähig gemacht worden nach über 90järigem Stillstand! Die deutsche Firma hätte damals eine 100jährige Garantie abgegeben, welche 2004 erloschen sei. Dies ist noch Technik wie man sie heute wohl kaum mehr findet - ein echtes Schmuckstück.


Am nächsten Tag waren wir schon wieder zurück im Ischugulasto, diesmal drückte die Sonne und es war brätend heiss. Die Touren werden im Konvoi durchgeführt wo man mit dem eigenen Auto dem Guide nachfährt. Die Landschaft war einmal mehr der Hammer. Leuchtende Farben, skuriele Formationen, steile Klippen und faszinierende Hügellandschaften. Wir durchfuhren das ganze Tal mit einigen Stops. In der Abendsonne kamen die Farben so richtig zum leuchten. Es hatte sich gelohnt hierher zurück zu kommen. Die Nacht verbrachten wie natürlich wieder hier mit all den gratis Annehmlichkeiten.


Je weiter südlich wir kamen wurde das Wetter wieder besser und somit auch heisser. Der patagonische Wind ist schon weit weg, hier halten uns die Fliegen, Bremsen und Moskitos auf trab. Da sich noch eine alte Mühle am Wegesrand befand, beschlossen wir auch diese zu besuchen. Wäre da kein neuer Parkplatz an der Strasse gewesen hätten wir die Mühle gar nicht wahrgenommen. Ein unscheinbares Haus hinter einem verschlossenen Tor. Wir haben das Tor geöffnet und sind mit einem lauten "Hola" in den Hof getreten. Es zeigte sich eine Frau die auf meine Frage meinte "ja es sei offen". In einem Raum zeigte sich ein Holzmonster. Es dauerte eine Weile bis wir verstanden wie die Mühle funktionierte. Es war alles genaustens geplant und so konnte eine Person die ganze Mühle überwachen. Einmal das Korn am Boden in den Trichter geleert, wurde dies über diverse Förderbänder transportiert. Vom Hülsentrenner zur Mühle, von da zum Sieb und sortiert nach Feinheit in Säcke abgefüllt. Auch diese komplett aus Holz gebaute Anlage sah noch sehr gut aus für ihre 250 Lenze.

Wir hatten uns nochmals zu einem Besuch von einem Sternobservatorium entschieden. Auf dem Weg dahin querten wir eine Stadt welche in der vorangegangenen Nacht komplett überflutet wurde. Vor und nach der Stadt stand alles einige Zentimeter unter einem Schlammfilm. Obwohl es sich wahrscheinlich nur um ein lokales Gewitter handelte, war auch die Sternwarte geschlossen. Die Zugangsstrasse sei verschüttet und es dauere Tage zumal am Abend nochmal ein Gewitter erwartet werde. Ziemlich enttäuscht fuhren wir wieder zur Hauptstrasse zurück. Auf dem Weg zum Grenzabzweiger Richtung Chile wurde uns dann klar wie rasch das gehen kann. Wir mussten noch ca. 30km Schotterstrasse fahren als wir in ein Gewitter kamen. Innert weniger hundert Meter füllte sich die ganze Fahrbahn mit Dreckwasser. Überall aus den Feldern fliesst Wasser auf die etwas abgesenkte Schotterstrasse, Schlaglöcher und scharfe Steine verschwinden im knöcheltiefen Wasser. Endlich schaffte der Scheibenwischer das Wasser wieder wegzuputzen. Es wird heller der Regen weniger und die Strasse ist wieder trocken. Für die Einheimischen warscheinlich normal für uns besorgniserregend und angsteinflössend solche Szenen.
Im Ort angekommen wurde kurze Zeit später die Grenzstrasse vorsorglich gesperrt wegen den Gewittern. Am Morgen war sie wegen Erdrutsch und Steinschlag unterbrochen und unpassierbar. Rund um unser Camping füllte sich der Stauparkplatz und es entstand eine Art Openairstimmung. Alle machten es sich im Schatten bequem und breiteten ihre Picknick Utensilien aus. Da wir unseren Camper jedoch auf der anderen Passeite abgeben mussten und auch einen Weiterflug hatten, konnten wir dies nicht so gelassen nehmen. Wir rechneten damit dass es wie immer länger dauert als uns erklärt wird. Zumal jeder Polizist etwas anderes sagte was unser Vertrauen auch nicht steigerte.
Wir entschieden uns zum nächst südlichen Pass zu fahren was jedoch nochmals 800km zusätzlich bedeutete. Es gab nochmals lange Fahrtage, wobei der südliche Pass selbst für so manchen Kilometer entschädigte.


Die Grenzkontrolle der Chilenen dauerte ewig. Erst anstehen für Einreisestempel, dann fürs Truckli, noch ein unnötiges Zollformular und am Schluss die Fahrzeugkontrolle. Alles mehr als 2h, ich glaube die Zöllner hatten eine Kompetition wer die länger Schlange bei sich hatte. Sowas von Ineffizient das man sich sogar nach 9 Monaten noch aufregen muss!!

So standen wir mit unserem Truckli schon vor den Toren Santiagos was gleichbedeutend war mit Abschied nehmen. Auch wenn es nur ein Auto war so ist es doch auch ein Teil von uns und unseren Erinnerungen geworden. Wir haben 14'200km gemeinsam genossen, gelitten, gefroren, geschwitzt und es hat uns nie im Stich gelassen. Kein Plattfuss, kein Schaden, kein jammern bei noch so hässlichem Schotter. Jaja da kommt schon etwas Wehmut auf!
Im Hostel versuchten wir in unseren Rucksäcken wieder irgendwie alles unterzu kriegen für die Weiterreise nach Brasilien. Jetzt sitzen wir im Flieger kurz vor Salvador de Bahia und sind gespannt was uns die Stadt mit ihrem Karneval so bringt.

Liebe Grüsse aus der Luft mit fassnächtlicher Vorfreude
Katja und Silvan

Bilder

Freitag, 19. Januar 2018

Sommer in Patagonien

Wir sind jetzt 6 Wochen schon mit unserem kleinen Camper unterwegs und haben in dieser Zeit etwas mehr als 8500 km zurückgelegt. Inzwischen hat alles seinen Platz und wir fühlen uns ganz wohl im Truckli. Es vergeht auch kein Tag, wo uns nicht mindestens ein Wickedcamper entgegen kommt oder in gleicher Richtung unterwegs ist. Mit manchen tauschen wir Erfahrungen aus, anderen winkt man nur zu. Aber die Bemalung unseres Campers finden wir im Vergleich zu anderen viel fröhlicher und heiterer.
Wenn wir an Passanten vorbei fahren, lächeln sie uns zu, Kinder zeigen lachend auf unseren Camper, andere machen lustige Selfies mit dem Camper und manche Autofahrer überholen uns und heben einen aufrechten Daumen aus dem Fenster. So macht er oft gute Laune wo wir vorbei kommen. ;-)



Auf der rechten Seite haben wir die chinesische Katze, die Glück verspricht und auf der linken Seite ist eine indigene, mythologische Gestalt namens Equeco aufgemalt, die ebenfalls für Glück steht. Hinten ist ein Spruch aufgeschrieben, der übersetzt heisst: "Einige Leute sind so arm, dass sie nur Geld haben." Manchmal fahren uns schnellere Autos so lange nach, dass wir überlegen, ob sie wohl über den Spruch nachdenken...



Neujahr haben wir in Elcalafate verbracht, weil ich dachte, dass da mehr los ist. Es ist ja einer der touristischsten Orte in Patagonien. Es war aber kaum eine Bar zu finden. Die Restaurants waren voll und die Bars geschlossen. Eine Bar fanden wir, wo die Bedienung meinte, dass sie 24 Uhr schliessen. Wir gingen trotzdem mal rein und liefen einem jungen Texaner in die Arme, der meinte, er kenne uns doch.
Tatsächlich waren wir im gleichen Hostel im Juli auf Galapagos und teilten uns dort die Küche. Was für ein Zufall. Er war mit einem Freund und einem australischen Pärchen dort. So hatten wir grad nette Gesellschaft für den Abend.

Kurz vor Mitternacht wurde dann doch für alle auf Kosten des Hauses Sekt ausgeschenkt. 10 Sekunden Countdown, das Personal stiess mit uns an und 5 Minuten später ging der Betrieb weiter wie vorher. Das war etwas ernüchternd. Auf den Strassen blieb es ruhig und Feuerwerk kennt man hier nicht. Dennoch, wir hatten einen schönen Abend und kamen doch erst gegen 3 Uhr auf den Campingplatz zurück. Wir schliefen aus und wurden 11 Uhr freudig von unseren Platznachbarn begrüsst. Ein sehr nettes belgisches Rentnerpärchen, was ihren Camper nach Südamerika verschiffen liess und hier nun unterwegs ist. Nach einem netten Plausch machten wir uns auf den Weg nach Torres del Paine, ein chilenischer Nationalpark.

Wir waren lang unschlüssig, ob wir da wirklich hin sollen, weil es so überlaufen ist von Touristen und schöne Wandermöglichkeiten gibt es ja auch andernorts, aber irgendwie wollten wir uns den Park dann doch nicht entgehen lassen. Am ersten Tag machten wir einen Ausflug zu einem Aussichtspunkt auf 2 ganz markante Berge (Cuernos Lookout) und einen zur blauen Lagune, von wo aus man die Torres del Paine sah. Wir hatten wunderschönes Wetter und jeder Ausflug war mit einer kleinen Wanderung verbunden. Auch Guanacos sahen wir hier wieder sehr viele.




Am zweiten Tag machten wir die bekannteste Wanderung, die wohl jeder macht, der in den Nationalpark kommt - die Wanderung zur Lagune, von wo aus man die Torres del Paine komplett sieht. 8 Stunden für ca. 18 km ist im Plan des Parks angegeben. In der letzten Stunde vor der Lagune geht es 400m steil bergauf. Da sind schon manche am Keuchen und vor allem runterwärts geht es langsam im Gänsemarsch. Wie eine Ameisenstrasse zieht sich die Karawane der Wanderer entlang des Weges. Das ist schon etwas mühsam, aber die Wanderung an sich war ganz schön und die Torres del Paine sehr beeindruckend.


Wir waren zügig unterwegs und brauchten nur 6,5 Stunden für die Wanderung. So entschieden wir nach einem gemütlichen Kaffee und einem Eis, dass wir noch bis zur Grenze nach Argentinien zurück fahren könnten.

Unser nächstes Ausflugsziel war war das Gebiet um den Berg "Fitz Roy". Wir unternahmen auch hier eine wunderschöne Wanderung bei schönstem sonnigen Wetter. Silvan war so fasziniert von dem Anblick des Berges, dass er verschiedenste Blickwinkel ausprobierte, um ihn aus dem besten Blickwinkel zu fotografieren. Dafür sprang er über einen Fluss auf eine kleine Insel, trotz warnender Worte... Um zurück zu springen, bat er dann doch um meine Hilfe.
Wie wir es in der Antarktis gelernt hatten, machten wir einen festen "Seemannsgriff". Das half leider nix. Er landete mit einem Fuss am Ufer und mit dem anderen im Fluss während ich das Gleichgewicht verlor und hinein fiel. Flotsch nass bis unter den BH kam ich wieder raus - noch gar nicht glauben könnend, was da grad ablief. Gut hatte ich vorher noch die Kamera weg gelegt. Zum Glück war es sonnig und ich hatte noch Regenjacke und -hose dabei. So hatte ich noch etwas trocknes zum Anziehen. Silvan verteilte alle meine Sachen auf den Sträuchern zum Trocknen.




Fast 2 Stunden machten wir dort Pause bis alles wieder trocken war. Nur die Schuhe waren noch nass, aber das war ok. Wir setzten die Wanderung dann trotzdem noch wie geplant fort und nahmen auf dem Rückweg eine andere Route, so dass wir nicht den gleichen Weg zurück laufen mussten.
Ca. 26 km hatten wir am Abend hinter uns. Die Natur dort war wunderschön, für uns viel beeindruckender als der Torres del Paine. Für uns ist es daher unverständlich, warum der Tores del Paine so überrant wird von Touristen, während am Fitz Roy viel weniger los ist. Zudem kostet das Wandergebiet dort keinen Eintritt.

Nach der langen Wanderung gönnten wir uns mal wieder ein Nachtessen im Restaurant. Lecker, lecker! Danach fanden wir einen schönen Stellplatz am Eingang der Stadt mit Blick auf den Fitz Roy. Als wir parkten, blickten unsere müden Augen auf ein zürcher Nummernschlid eines Mercedes Sprinter, der uns gegenüber stand. Eine Bekannte von Silvan, die seit 3 Jahren mit ihrem Mann auf der Panamerikana unterwegs ist. Was für ein Zufall! Besser hätte man sich nicht verabreden können. Am nächsten Morgen trafen wir Marita und ihren Mann Jan. Wir redeten viel und entschlossen uns spontan, noch einen Tag länger dort zu bleiben.

Wir packten Tisch und Stühle aus und setzten uns zusammen bei schönstem Sonnenschein. Zu uns gesellten sich noch Martin und Veronica, ein junges Paar aus St. Gallen, die mit ihrem eigenen Camper unterwegs sind und auch dort rasteten sowie Kurt und Jolanda, ein Rentnerpaar aus dem Argau, die mit dem eigenen Camper reisen. Hin und wieder schaute noch ein Gürteltier vorbei, was immer die gleiche Runde zu drehen schien und das Gebiet unter unserem Tisch nach etwas fressbarem absuchte. Ein unerwartet schöner Tag, an dem wir nichts taten, ausser uns nett zu unterhalten.



Am nächsten Tag, ein Sonntag, wollten wir unseren Lebensmittelvorrat auffüllen. Eigentlich nichts besonderes. Sonntags sind die Supermärkte hier ja meist geöffnet. In kleineren Ortschaften aber nicht, d.h. erst ab 18 Uhr. Wir konnten das gar nicht glauben als wir die Auskunft bekamen, doch es stimmte ...

Inzwischen sind wir wieder auf dem Weg nach Norden und halten hier und da an Spots, die im Reiseführer empfohlen wurden, mal auf chilenischer, dann wieder auf argentinischer Seite. Wir überquerten die Grenze nochmals von Argentinien nach Chile. Diesmal beim Paso Roballos - ein Grenzübetritt mitten in den Bergen und so klein, dass man ihn für ein kleines Gut halten könnte. Die Hühner rannten frei herum und Pferde weideten neben dem Häuschen.


Computer gibt es nicht, so trug der Grenzwärter alles fein säuberlich in Schönschrift in ein grosses Buch ein. So akzeptierte er es auch nicht, als Silvan auf dem auszufüllenden Formular einen Schreibfehler strich. Er gab ihm ein neues Formular, was nochmals sauber und fehlerfrei ausgefüllt werden musste.

Auch Asphalt lässt sich kilometerweit nicht blicken. Mit unserem Auto eine echte Herausforderung. Bei sehr guten Schotterstrassen können wir mit etwas Glück knapp 60 km/h fahren, in der Regel aber eher zwischen 30 und 50.
In Chile fuhren wir die Carretera Austral noch einige Kilometer südwärts, um bei Cochrane eine Wanderung im Nationalpark Tamango zu machen. Auch hier wurde es nochmal eine lange Wanderung von 8 Stunden. Wir hofften, Huemuls zu sehen, eine kleine Hirschart. Gesehen haben wir keinen, dafür aber war die Landschaft sehr schön.


Der Fluss, Rio Cochrane, an dem wir eine zeitlang wanderten, ist so klar, dass man selbst bei 2m tiefem Wasser noch die Steine am Boden sehen kann. Die Flüsse hier sind generell sehr sauber, aber sooo klar, das ist schon faszinierend.

Die Carretera Austral wieder nordwärts hielten wir an den Marmorhöhlen im "Lago Buenos Aires". Wir hatten, wie so oft, perfektes Wetter und so zeigten sich die Höhlen in einem schönen Licht.


Die Marmorhöhlen waren für uns der letzte Spot, den wir in Chile noch besuchen wollten. So fuhren wir die Carretera Austral bis nach Santa Lucia, wo sich 3 Wochen vor Neujahr der Erdrutsch ereignete, wegen dem wir unsere Reisepläne geändert hatten. Von Norden her ist die Carretera Austral immernoch gesperrt, vom Süden her wurde ein Beipass eingerichtet, um an die argentinische Grenze fahren zu können. Wir hatten nicht gedacht, dass so viel vom Dorf von der Schlammlawine überrollt wurde. Das Bild war ziemlich erschreckend.


Das Dorf ist evakuiert und aktuell ist dort nur Militär unterwegs, welches die letzten 4 von 21 Personen sucht. Erst wenn alle Leichen geborgen wurden, fängt man mit schwerem Gerät an, die Strasse zu räumen. Die anfangs Geschätzte Sperrung von 3 Wochen liegt nun bei 5 Monaten.

Bevor wir die Grenze nach Argentinien wieder passierten, stoppten wir noch in Futaleufu, ein hübsches Örtchen, wo wir das sonnig warme Wetter für ein Bad im Fluss nutzten.

Unsere Grenzübertritte verliefen bis jetzt immer reibungslos. Ausser dass ich inzwischen immer schauen muss, wie und wo der Grenzbeamte den Stempel macht. Die meisten geben sich dann wirklich auch Mühe, den Stempel irgendwo einzupassen. Tatsächlich ist nur noch Platz für 5 Stempel. Das sollte gerade reichen bis zur Heimreise.

Was wir an jeder argentinischen Grenze und auch sonst sehr oft hier im patagonischen Argentinien sehen, sind Schilder auf denen steht "Malvinas Argentinas". Übersetzt heisst das, dass die Falklandinseln zu Argentinien gehören. Politisch stehen die Falklandinseln aber unter britischer Flagge. Wir haben noch nicht rausgefunden, ob das die Leute hier so beschäftigt und tatsächlich ein ernsthaft militärischer Akt geplant ist, die Falklandinseln, Argentinien anzugliedern oder nicht.


In Argentinien kamen wir nochmal nach Bariloche, wo inzwischen auch Sommer ist und viel viel mehr Leute auf den Strassen unterwegs waren als noch vor Weihnachten. Uns zog die feine Schokolade hierher. Daher stoppten wir nochmal hier.


Auch das Seengebiet, welches wir nochmal durchfuhren, zeigte sich ganz anders als im Dezember. Alle Blumen sind grösstenteils verblüht und die Farbenpracht vom Frühling war verschwunden. So erschien uns das Gebiet viel weniger reizvoll.

Im nördlichsten Teil von Patagonien rund um El Chocon gibt es einige Saurierfunde. So wurden hier der grösste pflanzenfressende Saurier "Argentinosaurus" und der grösste fleischfressende Saurier "Giganotosaurus" gefunden. Vom Fleischfresser konnten wir sogar noch erhaltene, versteinerte Fussspuren bewundern.


Das Skelett des Argentinosaurus ist in einem Museum ausgestellt, welches leider geschlossen war. Das Personal streikt. Jedoch konnten wir einen Blick durchs Fenster werfen und uns ein Bild von der Grösse machen. Der grösste Fleischfresser wirkt dagegen ziemlich klein.

Wir verabschieden uns langsam aus Patagonien und machen uns auf ins Weingebiet um Mendoza.

Bis bald und liebe Grüsse, Silvan und Katja

Fotos


Sonntag, 31. Dezember 2017

Vom Winde verweht

Das Reisen mit unserem "Truckli" gestaltet sich komplett anders als unsere vorherige Reise. So suchen wir nicht mehr nach Hostels sondern nach Tankstellen und Pneudruckmesser. Auch spielt es keine Rolle mehr wo der Supermakt liegt, sondern eher was er im Angebot hat. Wir gewöhnten uns an zu kochen, da wir ja nun die Sachen immer mitnehmen können ohne diese tragen zu müssen. So zaubert mir Katja jeden Abend ein feines Menue auf den Campingtisch, ich helfe natürlich mit unter detaillierter Anleitung :-).
Was sich auch als sehr angenehm zeigt, ist die Tatsache, dass wir überall anhalten können wo wir gerade wollen wenn was interessantes am Wege liegt.

Von den heissen Quellen zog es uns Richtung Süden. In Frutillar (etwa Erdbeerhausen auf Deutsch) liessen wir uns gemütlich am See nieder. Bereits in Schlafwäsche halfen wir einem Einheimischen sein Auto zu überbrücken, was jedoch scheiterte. Dass er seine alte Karre überhaupt hier an den Strand brachte, war ein Wunder. Beim Blick in die Kühlerhaube sah ich zuerst mal nur den Boden..... irgendwie fehlte da so ziemlich alles was man in einer Kühlerhaube erwartet.

Frutillar wurde wie soviele Orte hier um den See von deutschen Einwanderern gegründet im 19jhd. Die Gegend war damals so wild, dass die chilenische Regierung die Auswanderer hierher lockte. Die Geschichte von einigen Auswanderern, welche im Museum wiedergegeben wird, ist beeindruckend. Die Lage in deren Heimat muss so schrecklich gewesen sein, dass diese sich auf solch ein Abenteuer eingelassen hatten. Oder sie wussten schlicht nicht worauf sie sich einliessen. Die Gegend war ein einziger Urwald, so kam es vor, dass die Bauern auf dem Weg zu ihren Feldern "verloren" gingen und nie mehr auftauchten. Heute zeigt sich die Gegend als schöne Landwirtschaftszone mit saftigen Wiesen gut benutzt von riesiegen Herden von Kühen, Schafen und Pferden. Wie an sovielen Orten wurden hier an der Strasse auch immer wieder die süssen Früchte direkt ab Hof verkauft. Pfirsiche, Kirschen, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren..... sooooo süss wie die aus Mamas Garten!

Das Wetter zeigte sich hier wie bei uns teilweise im April, windig mit abwechselnd Regen und Sonne, sodass es schwierig wurde irgendwelche Ausflüge zu planen.
So fuhren wir auf Chiloe, einer riesigen Insel auf welcher die Uhren noch langsamer ticken, sofern sie denn überhaupt welche haben.
Da in Ancud entgegen unserem Reisebuch noch keine Blauwal Saison war, hielt uns hier nicht viel. Im örtlichen Kirchenmuseum schauten wir uns noch die spezielle Baukunst an, die hier praktiziert wurde. So stehen heute 16 der komplett hölzernen Kirchen unter Weltkulturerbe.
In Dalcahue, einem kleinen Hafendörfchen liessen wir uns nieder. An der Hauptplaza ein suuuper feines Cafe mit leckerem Kuchen.
Hier gab es keine Früchte mehr, jedoch meeega feinen Kuchen in jedem Kaffee. Aber zum Glück gibt es ja bei den Flugpassagieren kein Übergewicht - im Gegesatz zum Gepäck!
Auf einer kleinen Anhöhe mitten im Dorf genossen wir den Sonnenuntergang auf dem Campingplatz. Inmitten der spielenden Kindern wurde das Abendessen bei den letzten Sonnenstrahlen zubereitet. Da macht auch das Zwiebelschneiden spass mit Blick auf die vorgelagerten Inseln im goldigen Abendlicht.
Am nächsten Tag ging es per Fähre auf die kleine Insel Quintao, wo wir uns an einem lauschigen Strand eine Bleibe suchten. Am Abend kamen noch die Einheimischen vorbei, wobei am Ende jeder den anderen aus dem Sand ziehen musste. Für mich unerklärlich wie man einfach in den Sand fahren kann ohne zu wissen ob man absäuft. Tja wenn die mal schaufeln müssten dann würden sie das nächste Mal eher aufpassen, aber es werden wenn halt nötig einfach zwei Autos vorgespannt um den einen aus dem Schlammassel zu ziehen.


Hier auf Chiloe hat es viel weniger Zäune und man findet echt schöne Orte wo man ganz alleine verweilen kann.
Am nächsten Tag gings wieder zurück und da dies halt am feinen Kaffee vorbei führte.....
Wir erhielten eine Mail vom Autovermieter, wonach auf der Carretera Austral ein Erdrutsch stattgefunden hat und die Strasse voraussichtlich 3 Wochen geschlossen bleibt. Eigentlich etwas wo man immer mal damit rechnen muss, nur in diesem Falle war die Sperrung an so einem doofen Ort dass wir sämtliche Pläne über den Haufen werfen konnten. Die bereits gebuchte Fähre konnten wir stornieren, da wir ansonsten steckengeblieben wären. So nahmen wir eine Umfahrung von etwa 1500km! was eigentlich die einzige Alternative darstellt. Ich war etwas genervt, da ich mich so gefreut habe einen guten Plan ausgeheckt zu haben... zwei mal leer schlucken und noch einen Biss Kuchen..... :-)

So ging es an den nächsten zwei Tagen alles wieder Richtung Norden. Das Wetter zeigte sich diesmal von der sonnigen Seite und so sahen wir die zuvor verdeckten Vulkane in einer malerischen Landschaft eingebettet.


Etwas nördlich von Bariloche überquerten wir dann die Grenze zu Argentinien. Dies wird als Seengebiet von Argentinien bezeichnet und so taten uns immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die azurblauen Seen auf. Auf dem ersten Campingplatz an einem See bekamen wir dann mal die erste Kostprobe vom patagonischen Wind. So mussten wir im geschlossenen Truckli kochen. Am Morgen wurden wir von unseren lieben Camp-Nachbarn herzlich verabschiedet - hier küssen sich die Männer auch auf die Wangen, etwas gewöhnungsbedürftig für mich.

Bariloche ist bekannt für seine Schockolade - die musste natürlich getestet werden. Hier wird auch die "Berna" ein Bernhardinerhund mit Schnappsfass, als typisch argentinisch verkauft - das kann ich, als Schweizer, so natürlich nicht unterschreiben!

Von nun an gings Tag für Tag weiter Richtung Süden, es wurde kälter und vorallem windiger, so dass die Geschwindigkeit teilweise reduziert werden musste, zumal die Strassen in erstaunlich guten Zustand sind.
In Esquel fanden wir wieder mal eine echte Perle zum Übernachten. Eine kleine Lagune mit vielen Wasservögeln, wilden Pferden und Seeottern.


Auch dem angrenzenden Nationalpark Los Alerces wollten wir einen Besuch abstatten. Die Alerce gilt ählich dem Mammutbaum als eine der ältestesten Bäume der Welt. Leider sind die wirklich alten Bäume nur per teurer Bootsfahrt erreichbar. Wir schauten uns dann ein junges 300jähriges Exemplar an.

Nach einem weiteren Fahrtag kamen wir an Heiligabend in Gobernador Costa an, einem Ort mitten im Nirgendwo an der Ruta 40, wo man sich fragt wieso es hier ein Dorf gibt. Wir hatten eine festliche Pizza mit zwei Bier - uns war überhaupt nicht nach Weihnachten....

Auf der Weiterfahrt mussten wir uns alle 45 Minuten abwechseln beim Fahren, da dies auf der schnuurgeraden Strasse extrem einschläfernd wirkt. Ich begann die Minuten zu zählen wie lange es dauert wenn man ein Fahrzeug am Horizont erblickte bis man dieses kreuzte.... einige dauerten bis zu drei Minuten. Anfühlen tut sich dies jedoch wie eine kleine Ewigkeit.


Als Abwechslung hatten wir noch einen Sandsturm der uns über einige Kilometer begleitete. Der Sand prasselte nur so auf unser kleines Truckli und wir waren froh nicht mit dem Motorrad unterwegs zu sein.

Im nächsten Ort war dann die Turisteninfo geschlossen, es verwunderte mich dass es in diesem verlassenen Ort überhaupt eine hatte. Aber es war ja Weihnachtstag. Wir machten uns direkt Richtung Bosque Petrificado (versteinerter Wald) auf um in der nähe zu übernachten. Zu unserer Verwunderung hatte der Park geöffnet und der Eintritt war immer noch kostenlos - tatsächlich das gibt es noch!
Wir liefen einen Rundweg von ca. 2km ab wo auf Tafeln die Informationen sogar auf Englisch übersetzt wurden (jedoch nur etwa die Hälfte....)
Dies ist ein versteinerter Wald wo über 65Mio alte Baumstämme liegen. Vielleicht waren das ja Weihnachtsbäume?? Es ist beeindruckend wie aus einem Baum ein Stein werden kann - irgendwie versteh ich das jetzt noch nicht. Auf jedenfall sind die Steine absolut schön mit ihrem Holzmuster - 100% Natur!

Mittlerweile gibt es viel weniger Zäune die uns das finden vom Nachtlager erschweren. Hier in Patagonien gilt es einen windgeschützten Platz zu finden, was sich teilweise beim wechselnden Wind als echte Herausforderung entwickelt. So wählten wir eine etwas versenkte Kiesgrube. Als Resultat hatten wir das Auto voll mit feinem Sand welcher uns der noch schwache Wind ins Auto bliess. In der Nacht regnete es, durch das Trommeln auf unser Autodach wird man schnell mal wach. Ich hatte angst, dass sich irgendwelche Wasserpfützten bildeten und wir am Morgen nicht mehr aus der Kiesgrube rauskommen. Zum Glück lief das Wasser im Kies ab und es hörte auch schon bald auf zu regnen. Am nächsten Tag wurden wir auf den ersten 70km mal richtig wach gerüttelt von einer nicht endenwollenden Schotterpiste, sodass man schon fast Mitleid hat mit unserem alles andere als geländegängigen Truckli!

In Perito Moreno füllten wir erst mal unsere Vorräte bevor wir uns an der Tankstelle noch eine Dusche gönnten - ja mittlerweile haben wir richtig gefallen gefunden vom wild campieren. An unserem nächtlichen Rastplatz besuchte uns ein Stinktier, dies hatte seine Höle unter dem danebenliegenden Haus der Strassenbauer.
Am Morgen gings direkt zur Cueva de los Manos (Höhle der Hände). Schön malerisch gelegen an den steilen Klippen, neben einem grünen Tal. Es sind diverse Hände, vorallem linke, abgebildet, hinzu kommen noch Jagdszenen mit Guanacos (eine art wilde Lamas). Die Felsmalereien wurden von einer heute nicht mehr existierenden Kultur erstellt, welche hier vor ca. 9000 Jahren lebten. Von den Cuevas de los Manos folgten wir der Schotterpiste bis zu einem kleinen Weiler an der Ruta 40.
Hier standen einige wenige Häuser im Quadrat angeordnet, die Stadt schien verlassen zu sein, einzig an der Freilufttankstelle fand man einen Einheimischen. Der Benzinpreis lässt einen spühren, dass die nächste Tankstelle 300km entfernt liegt.
Gegen den patagonischen Winden kämpften wir uns weiter Richtung Süden, die Motorradfahrer kamen uns mit guter Schräglage entgegen um den Seitenwinden entgegen zu wirken. Wirklich leid taten uns aber die Fahrradfahrer welche hier unterwegs waren, diese wurden teilweise quer über die Strasse gewindet was bei dem Verkehr hier nicht ganz ungefährlich ist.

Wir fanden einmal mehr einen netten Standplatz leicht abseits der Hauptstrasse nahe einem See. Wie so oft kommt während dem Abendessen zubereiten oder Essen immer mal wieder ein wildes Tier vorbei. Diesmal war es ein Fuchs (sind hier sehr scheue Tiere). Er fand unseren schimmligen Rahm welchen wir in die Wiese gekippt hatten. Während er es sich schmecken liess, machte sich Katja sorgen dass er jetzt wegen uns Durchfall kriegen würde.... aber ihre Feuchttücher wollte sie trotzdem nicht teilen :-) Der Fuchs legte sich danach ganz in der Nähe gemütlich hin und tat das was wir auch taten, die Abendsonne geniessen!


Dieser Abschnitt war bis jetzt der einzige auf der Ruta 40 welcher nicht asphaltiert ist. Einzelne Abschnitte schienen eine echte Schlammpiste zu sein wenn es hier regnet. Wir haben später auch erfahren dass hier Campertruks, Lastwagen aus dem Sumpf gezogen hätten, sie haben auch gemeint dass mit einem PW diese Stellen nur sehr schwer zu passieren wären wenn es regnet. Oups - wir müssen hier wieder zurück!!

Ich schreibe hier oft von der Ruta 40 daher vielleicht auch mal noch ein paar zusätzliche Infos dazu. Dies ist wahrsscheinlich eine der längsten Strassen in Argentinien mit seinen 5200km. Sie beginnt irgendwo im Norden an der Bolivianischen Grenze und folgt entlang den Anden bis nach Rio Gallegos der letzte grössere Ort auf dem Festland im Süden. Auch wenn die Ruta 40 teilweise langweilig wirkt, so bleibt uns keine andere Wahl, ausser wir wollen Schotterpiste fahren - und soviel Zeit (und Ersatzreifen) haben wir auch nicht. So wird sich unsere Reise auf argentinischem Boden oft auf der Ruta 40 abspielen.

Wir machten wiedermal etwas Reiseplanung und beschlossen Silvester in El Calafate zu verbringen. So fuhren wir bereits einige Tage vorher dahin um auf einem Campingplatz zu übernachten und einen Platz für Silvester zu reservieren. Da aber die ganze Zeit niemand auftauchte, übernachteten wir gratis und machten uns in der Früh aus dem Staub...
Hauptgrund um nach Calafate zu kommen ist der Perito Moreno Gletscher (hat nichts mit dem Dorf Perito Moreno zu tun). Dieser Gletscher ist einer der wenigen, wachsenden Gletscher weltweit und bewegt sich 2m pro Tag nach vorne. Das heisst es bricht im Durchschnitt jeden Tag auf einer Breite von 5km, 2m Eis ab bei einer Eishöhe von 40-70m.

Leider erwischten wir einen ziemlich miesen Tag und da das Ticket (30 Stutz) nur einen Tag gültig ist, kann man auch nicht einfach so zurückkommen. Ich fand das so faszinierend stundenlang auf den Gletscher zu starren und zu versuchen die Abbrüche zu erahnen. Katja frohr sich die Seele aus dem Leib - für mich! Wir standen da mit unseren Jacken von der Antarktisexpedition gewappnet für Wind und Regen. Ein Knacken hier ein Krachen da und plötzlich donnert es irgendwo anders, die Geräusche fuhren einem teilweise richtig durch Mark und Bein. Die Tatsache dass der Schall etwas Zeit braucht merkt man hier extrem gut, oft ist das Eis schon im Wasser verschwunden bis das Tosen die eigenen Ohren erreicht. So galt es zu lernen wo wann etwas abbrechen könnte. Schon fast auf dem Rückweg sahen wir dann einen risigen Abbruch und konnten den sogar noch photografisch festhalten. Der Abbruch wurde von einem gewaltigen Donner begleitet und von einer ca. 2-3m hohen Flutwelle. Solche Dinge kann man schwer beschreiben, einfach nur Gänsehaut und atemberaubend.


Vom mitlerweile fast leeren Parkplatz fuhren wir wieder weg vom Park zu unserem nächsten Ziel. Mit einer kleinen Wanderung wollten wir unser Wanderjahr abschliessen zu einem 1300m "Gipfel". Nach dem Tag am Gletscher wollten wir für jedes Wetter gerüstet sein. Die Wanderung schien kein Ende zu nehmen und als wir dachten fast oben zu sein, zeigte sich nochmals ein steiler, sandiger Anstieg. Ich fragte mich oft wie wir auf den 6000er gekommen sind wenn wir bei solch einfachen Wanderungen so ins Schwitzen geraten. Auf dem Weg nach oben zeigte sich der Perito Moreno Gletscher stets am Horizont, leider konnten wir die torres del Paine von Chile nicht erspähen, da diese in den Wolken lagen.


Für uns galt es auch schon unsere Rückreise zu planen, da ja die Flüge nicht günstiger werden....
So werden wir am 23. Februar wieder in der Schweiz sein, nach einem Abstecher an den Carneval in Salvador und Lissabon. Bis dahin versorgen wir Euch aber noch mit
Reisestories :-)

Wir verbringen gerade die letzten Stunden in einem für uns sehr aufregenden 2017.
Wir wünschen Euch einen guten Rutsch und einen guten Start ins Neue Jahr.

liebe Neujahrsgrüsse
Katja und Silvan

Fotos


Wir haben auf Polarstep unsere Reise auch als Route erfasst. Wenn wir GPS Signal haben, kann man sehen wo wir uns gerade rumtreiben. Von unseren Orten laden wir auch Fotos hoch. Auch für uns eine gute Arte die Reise festzuhalten.
Den Tipp haben wir von anderen Reisenden bekommen, daher haben wir erst jetzt damit angefangen.

Link Polarstep

Samstag, 16. Dezember 2017

unterwegs mit dem eigenen "Camper"

Wir haben uns nach unserer Antarktistour noch 2 Tage in Ushuaia aufgehalten, ein kleines Museum besucht und Schiffsbekanntschaften getroffen, die ebenfalls noch in Ushuaia geblieben sind. Unseren Reiseflash haben wir inzwischen überwunden und neue Pläne geschmiedet.

Von Ushuaia ging es über Punta Arenas zurück nach Santiago. In Punta Arenas übernachteten wir nochmal in dem Hostel, wo wir vor der Antarktistour schon waren. Es ist immer wieder schön, an einen bekannten Ort zurück zu kehren, wo man herzlich empfangen wird. So lauschte Eduardo, der Eigentümer, gespannt unserem Bericht über den 7. Kontinent.

In Santiago sind wir mittlerweile schon zum 3. Mal angekommen. Diesmal widmeten wir der Stadt einen Tag, schlenderten durch die Strassen und besichtigten das ehemalige Wohnhaus von Chiles bekanntestem Dichter - Pablo Neruda. Hier erfuhren wir auch, welchen Einfluss der Dichter auch politisch für Chile hatte. Besonders an Nerudas Häusern ist sein eigenwilligier und detailverliebter Stil. Jeder Raum ist speziell eingerichtet und mit gesammelten Gegenständen von seinen Reisen dekoriert. Alles ist aufeinander abgestimmt, hat eine spezielle Bedeutung ohne pompös zu wirken.

Am schönsten fanden wir das Studentenviertel in Santiago mit seinen Bars, Restaurants und Strassenmusik hier und da. 2 Tage verbrachten wir noch in Valparaiso - eine Stadt westlich von Santiago, welche nur 1,5 Stunden Busfahrt von Santiago entfernt liegt. Valparaiso war früher eine der wichtigsten Hafenstädte Südamerikas. Heute werden nur noch wenige Waren dort importiert und noch viel weniger exportiert. Der historische Altstadtkern liegt auf verschiedenen Hügeln, die über verschiedene kurze Standseilbahnen erreichbar sind. Die Standseilbahnen sind zum Teil schon über 100 Jahre alt und wurden in der Anfangszeit über Dampfmaschinen betrieben. Noch nie gab es einen Unfall versicherte uns der Stadtführer. Die Stadtführung dauerte ca. 3 Stunden und war sehr informativ. So erfuhren wir etwas über die deutschen und kroatischen Einwanderer, die ihre Spuren in der Stadt hinterlassen haben.


Einige Gebäude und speziell eine Kirche wurden mit alten Schiffsbalken gebaut. Für das Dach der Kirche wurde ein umgedrehter Schiffsrumpf verwendet und das Kreuz auf dem Dach war früher das Steuerrad des Schiffes. Übernachtet haben wir in einem "Bed and Breakfast" mit einem sehr netten Eigentümer und einer tollen Aussicht auf die Bucht von Valparaiso.


Das Haus ist schon über 100jährig und Badezimmer und Küche wahrscheinlich noch halb original, was für ein besonderes Flair sorgte. Inzwischen kochen wir auch relativ viel, da die Restaurants in Chile doch ziemlich teuer sind, verglichen mit den bisher bereisten Ländern. Vielen Reisenden geht es ähnlich, so sind die Küchen in den chilenischen Hostels auch viel besser ausgestattet als wir das sonst gewohnt waren. Zudem gibt es beispielsweise Salz und Öl sowie Tee und Kaffee zur freien Verfügung. Und irgendwie ist es auch gemütlich, abends nicht mehr raus zu müssen. 

Von Valparaiso ging es dann wieder zurück nach Santiago, diesmal nur, um den "Camper" abzuholen, den wir für die nächsten und auch letzten 2 Monate gemietet haben. Für uns eröffnet sich so ein ganz neues Reisen. Wir sind unabhängig von Busverbindungen, können hinfahren, wo wir wollen und halten wo wir wollen. Zudem ist in Chile und Argentinien wild campen erlaubt. Unser "Camper" ist ein 1,2 Liter Chevrolet Büslein (Truckli). Es ist also ein "gemütliches" Fahren und an den Bergen hat er ganz schön zu kämpfen.


Hinter der Fahrerkabine haben wir eine Sitzgelegenheit mit Tisch für schlechtes Wetter. Bisher, d.h. in den letzten 1,5 Wochen haben wir den aber nur einmal benötigt. Sonst ist der Tisch demontiert und dient als Unterlage fürs Bett. Im Gepäckraum haben wir eine kleine Küche mit Abwaschbecken und Stauraum für Wasser, Esswaren, Geschirr, Stühle, Tisch und Gaskocher. Somit haben wir alles dabei, was wir brauchen. Von Santiago aus ging es Richtung Süden, wobei wir am ersten Tag erstmal viel Zeit in einer Shoppingmall verbrachten, um uns mit allem einzudecken, was wir so benötigten, unter anderem Bettwäsche, Gasflaschen, Wasser, Lebensmittel usw...

Übernachtet haben wir auf einem Campingplatz, der zwar offen stand, aber eigentlich geschlossen war - idyllisch mit einem See, Kühen, die vorbei schauten und Pferden, die von den ortsansässigen Cablleros eingetrieben wurden. Unser nächstes Ziel war der Nationalpark "Siete Tazas" (7 Tassen). Hier fanden wir einen wunderschönen Zeltplatz, der liebevoll von einem Spanier mit deutschen, adligen Wurzeln geführt wird. Wettertechnisch hätten wir keinen besseren Start haben können mit unserem Camper, es ist sonnig und tagsüber sogar recht heiss. So lud der Fluss hinter unserem Stellplatz zu einem sehr erfrischenden Bad ein.

Im Nationalpark machten wir eine kleine gemütliche Wanderung und besuchten die verschiedenen Wasserfälle dort. Der schönste Wasserfall ist auch der, der dem Park seinen Namen gab, denn er besteht aus 7 Becken.


Weiter ging es zum Nationalpark Lirquay.Um zum Campingplatz zu gelangen, mussten wir erstmal die Aufseherin am Eingang überzeugen, dass wir die steile Schotterstrasse, die sonst nur für 4x4 Fahrzeuge zugelassen ist, mit unserem kleinen Vehicolo versuchen wollen, zu bezwingen. Wir wussten nicht, worauf wir uns einlassen, hatten nur in einem Blog gelesen, dass es jemand mit seinem 2WD geschafft hat. Sie wusste, dass wenden nicht möglich ist, wenn man es nicht schafft. Silvan wollte es versuchen und so liess sie uns dann doch passieren.

Ich weiss nicht wie, aber Silvan schaffte es durch die tiefen Löcher und über die grossen Steine der ziemlich steilen Strasse. Am oberen Parkeingang staunten die Ranger nicht schlecht, als sie sahen, mit was für einem Auto wir da anrollten. Zugegeben, ich war auf dem Beifahrersitz ziemlich verkrampft und hab wahrscheinlich während der ganzen Fahrt kaum einen Atemzug getan. Dass wir auf dem Campingplatz bleiben konnten, war genial, denn all die Wanderwege starten von dort. Wir nahmen uns den 9-stündigen Rundwanderweg "Enladrillado" vor, der im Reiseführer als einer der Schönsten in Chile beschrieben ist. Dafür standen wir 6:30 Uhr auf.

Der Weg führt anfangs durch einen Wald, wo eine riesige Spinne unseren Weg kreuzte und viele Spechte zu hören und einige auch zu beobachten waren.


Der Wanderweg führte auf ein grosses Plateau bzw. Ebene auf 2400 Meter. Das Plateau an sich war landschaftlich schon sehr schön, die Aussicht von da auf die verschneiten Anden wie im Bilderbuch. Mit dem Ausblick vor uns machten wir Mittagspause. Der Rückweg führte uns über einige noch vorhandene Schneefelder, vorbei an einer Lagune wieder durch den Wald zurück zum Campingplatz. Ob es Chiles schönster Wanderweg ist, mag ich nicht beurteilen, aber schön war er auf jeden Fall! Auf dem Weg nach Pucon nahmen wir noch den Wasserfall "Salto del Laja" mit. Der wird auch als Mini-Iguazu Fall bezeichnet und war überfüllt mit einheimischen Sonntagsausflüglern.

Campiert haben wir wild auf einem Feld, wo der Zaun geöffnet war. Wild Campen ist zwar erlaubt, aber die Grundstücke sind hier immer eingezäunt. Es scheint so, dass der ganze hier abgeholzte Wald für Zaunpfähle draufging. Diese wurden teils im Abstand von weniger als einem Meter gesetzt und dies bei mehreren tausend Kilometer Zäunen...Im Gebiet wohnen noch viele Leute der Mapuche-Kultur. Die waren aus dem Häuschen, als sie uns Gringos entdeckten. Die ersten die vorbei kamen, fragten wir, wem das Land gehört und bei wem wir die Erlaubnis einholen müssten, ob wir da bleiben dürfen. Sie gaben Auskunft und Silvan machte sich auf den Weg, um beim Eigentümer die Erlaubnis einzuholen. Nachher kamen noch 3 verschiedene Grüppchen vorbei und jeder bahauptete, der Eigentümer zu sein. Letztendlich konnten wir problemlos bleiben. Die Leute waren neugierig und wollten wissen, wer wir sind und was wir da machen und was das für ein komisch bemaltes Auto ist. Hier war es wieder genial, dass Silvan Spanisch spricht und so die Lokalbevölkerung aufklären konnte. Die waren wiederum glücklich, etwas über uns erfahren zu können.

Von Pucon aus wollten wir eigentlich eine Tour auf den Vulkan Villarica machen. Besonders an dem Vulkan ist, dass er noch raucht und man die kochende Lava sieht, wenn man von oben hinein schaut. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Die nächsten Tage war es neblig und regnerisch, was einen Aufstieg unmöglich machte. Ich wollte unbedingt noch Andentannen (Araukarien) sehen, weil diese Bäume sehr hoch wachsen und sehr alt werden. Leider sind sie wegen der Abholzung in früheren Jahren vom Aussterben bedroht und nur noch an wenigen Stellen zu sehen.

In der Nähe von Pucon gibt es einen Nationalpark, der von Privatleuten gegründet wurde, indem sie das Land kauften und so vor der Abholzung schützten. Die Wanderung vom Nationalparkeingang bis zu den ersten Andentannen führt 3 Stunden durch steilen Wald. Die Bäume sind ganz spezielle Nadelbäume. Sie wachsen 3 cm pro Jahr und die ältesten Exemplare, die im Wald zu sehen sind, sind 1500 jährig. Wir waren sehr beeindruckt von der Landschaft und den Bäumen. Der Wald wirkte nahezu mystisch. Nach ziemlich genau 6 Stunden Wanderung gönnten wir unseren müden Muskeln eine Entspannung in den nahegelegenen heissen Quellen. Verschiedene aus Natursteinen gebaute Becken hatten Wassertemperaturen zwischen 20 und 40 Grad - eine Wohltat, die wir sehr genossen.

In Weihnachtsstimmung sind wir noch nicht wirklich, aber in den Supermärkten werden die ganze Zeit Weihnachtslieder gespielt, zum Teil sogar auf deutsch. Das wirkt irgendwie komisch. Wir wünschen allen eine wunderschöne und besinnliche Weihnachtszeit!

Bis bald und liebe Grüsse, Silvan & Katja

Fotos

Fotos vom Andentannenwald gibt es beim naechsten Mal - die Bilder muessen wir noch von der Kamera uebertragen.

Donnerstag, 30. November 2017

Der 7. Kontinent

Wir haben für dieses Highlight unserer Reise - die Antarktis - einiges in Kauf genommen.
So flogen wir von Santiago nach Punta Arenas mit dem billigsten Flug den wir kriegen konnten. Um Geld zu sparen, packten wir alles in einen Rucksack, dass wir nur ein Gepäckstück zum Einchecken bezahlen mussten. Das erforderte ganz schön Packkunst. Auf dem Flug gab es dann auch weder was zu trinken noch was zu essen. In Punta Arenas hatten wir noch einen Tag zum Herumstreunen, da der Bus nach Ushuaia erst am nächsten Morgen früh losfuhr. Ich verbrachte den Tag mit der Suche nach einer günstigen Wäscherei, schlussendlich war ich froh überhaupt irgendeine gefunden zu haben. Dies sind unsere alltäglichen Dinge, die auch zum Reisen gehören, damit alles bereit ist für das nächste Abenteuer.

Von Punta Arenas ging es durch das ewig scheinende Ödland bis zur Magellanstrasse, welche wir in der Autofähre überquerten.

                                        Fähre über die Magellanstrasse

Im Ödland leben mehrheitlich Schafe oder wilde Guanacos (eine Art wilde Lamas). Auch ein Gürteltier konnten wir vom Bus aus ausmachen. Über die Schotterstrassen von Terra del Fuego (Feuerland) ging es zum argentinischen Grenzübergang. Den Namen Terra del Fuego gab der portugiesische Seefahrer Fernando Magellan dieser Region, da die Urvölker (welche nur spärlich bekleidet waren) sich an den immer brennenden Feuern wärmten. So verwandelte sich das Land in ein Meer von brennenden Feuern.
Auf der argentinischen Seite  erhoben sich langsam die letzten Berge der Anden, welche hier nur noch einige hundert Meter hoch sind. Die Gegend wurde rauher und wilder, bis wir nach langer Fahrt in Ushuaia ankamen - wie hier liebevoll genannt "am Ende der Welt".
Am Ende der Welt, für uns war hier jedoch noch nicht Schluss

Wir verharrten noch die letzte Nacht, bevor wir am nächsten Nachmittag zum Treffpunkt und Boarding von unserem Schiff gingen.
Ein Schiff welches im Sommer renoviert wurde und Platz für 130 Passagiere bietet.
Da das Angebot für die Dreierkabinen pro Person 1500 USD günstiger war, teilten wir uns jeweils mit zwei anderen Passagieren die Kabine (Männer \ Frauen Kabinen).
Ich landete auf dem oberen Bett, da ich dies Helmut (ein 71jähriger, ausgewanderter Österreicher, welcher in Vancouver lebt) und Erik (ein 2m Holländer) nicht zumuten konnte.
Beim Willkommensmeeting teilte uns Hadleigh (unser Tourleader), um den heissen Brei redend mit, dass das Boot mit einem Tag Verspätung auslaufen würde, da ein Motorersatzteil aufgrund eines Flugstreicks nicht zeitgerecht eingetroffen sei! Wir alle hatten uns gefreut endlich los zu fahren.... und dann dies! Die Enttäuschung war allen ins Gesicht geschrieben, dennoch war die Stimmung beim Abendessen einigermassen gut.

Den nächsten Tag organisierte die Crew ein Alternivprogramm in die Umgebung von Ushuaia mit für die Region typischem Barbecue.

                                        vegetarische Schafe für Katja

Mit einem Tag Verspätung gings dann Richtung Falkland los. Die zwei Tage auf See wurden mit diversen Präsentationen über Geschichte, Geologie, Tiere und so weiter intressant gestaltet. Unsere Guides waren alle in ihren Fachgebieten Spezialisten. So wurden wir mit sämtichen Fachvorträgen bestens auf unsere "Landungen" vorbereitet.
                                        Ich muss dir was flüstern.....

Wir sind soeben von unserm 18tägigen Trip zurückgekommen und es fehlen mir immernoch die Worte, unsere Erlebnisse ensprechend auszudrücken. Es ist eine völlig fremde, rauhe und unbekannte Welt wo wir eingetaucht sind, zumal wir uns vorher nicht wirklich damit befasst haben.

Ähnlich wie wir dies in Galapagos gesehen haben, kommt man extrem nahe an die Tiere heran. In den Kolonien, in welchen man als Besucher völlig untergeht, merkt man dass man nur ein ganz kleiner Punkt in der Menge von Tieren ist und mit seiner gelben Jacke wie ein exotischer Pinguin wirkt...


Die Landungen waren nur möglich, wenn der Wind und die Wellen mitspielten. Die Crew musste dies vorab immer prüfen. Die Auswahl der Landeplätze war daher auch immer abhängig vom Wetter.  Es wurden immer 10 Leute mit dem Schlauchboot vom Cruiseschiff an Land gebracht. An Land erhielten wir eine kurze Info, wo man was sieht und auf was man achten soll. Der Weg wurde mit Fahnen ausgesteckt und so konnte jeder sein Tempo gehen und die Zeit an den für ihn interessanten Orten verbringen.

                                        Rockhopper Pinguine am Brüten

In den Falkland Inseln haben wir einige verschiedene Stops eingelegt, wobei vor allem die nistenden Albatrosse bestaunt werden konnten. Einige dieser Arten erreichen eine Spannweite von über 3m. Beim bestaunen ihrer Flugkünste über dem Wasser nimmt man ihre Grösse gar nicht wahr, wenn diese Riesen jedoch dann über unseren Köpfen im Landeanflug waren, erschrickt man über deren Grösse.
Bei den Landungen wurden auch immer Gehstöcke empfohlen, um sich neugierige Seelöwen vom Hals zu halten, da diese durchaus gefährlich werden können.

                                        Ich will ja nur spielen....

Nach drei Tagen ging es weiter nach Süd Georgien - ja richtig gelesen! Dies ist eine Inselkette weitere zwei Schiffstage östlich. Süd Georgien liegt geologisch gesehen bereits in der Antarktis, obwohl sich dies mit der nördlichen Hemisphäre etwa mit Kiel in Norddeutschland vergleichen lässt.
Wir waren auch noch weit vom Polarkreis entfernt, geologisch jedoch wird dies an der Wassertemperatur gemessen, welche innerhalb von wenigen Kilometern von 5 Grad auf etwa 1 Grad fällt. Das wird dann als Grenze vom Polarmeer bezeichnet.
Kurz darauf haben wir auch die ersten Wale gesehen. Ausser einer wirklich nahen Begegnung, wo 2 Wale direkt vor dem Bug auftauchten, hatten wir ansonsten nur immer die Ausblasfontänen erspähen können und vielleicht noch ein bisschen Rückenflosse. Das reichte für unsere erfahrenen Guides aber aus, um die Art des Wales zu bestimmen.

Während der Fahrt wurde das Wetter immer etwas harscher, spätestens vor der nächsten Landung hatten wir jedoch wieder perfektes Wetter. Scheinbar eine Seltenheit in dieser Region!
In Süd Georgien befinden sich, mit bis zu 600'000 Tieren, einige der grössten Pinguinkolonien der Antarktis. Es ist absolut fanszinierend diesen trolligen kleinen Pinguinen zuzuschauen, welche mit ihren kleinen Füssen versuchen über die Steine und Absätze zu laufen bzw. hoppsen. So könnte man stundenlang zuschauen wie die süssen Geschöpfe ihren Alltag bewältigen und sich dabei auch immer mal wieder gegenseitig an den Federn reissen, wenn einer zu nahe kommt.

                                        Katja und ihre neugierigen King Pinguine

Von Süd Georgien gings dann zwei weitere Bootstage zur nördlichen Halbinsel der Antarktis. Das Meer wurde rauher und man musste sich gut festhalten wenn man auf dem Schiff unterwegs war. Die Crew versicherte uns aber, dass wir Wetterglück hätten und die 4m Wellen noch relativ ruhig seien.

Auf dem Weg zur effektiven Antarktis begegneten wir unserem ersten Eisberg.  Ein Eisstück gilt als Eisberg, wenn dieses grösser als 1000m2 ist (bin nicht ganz sicher) und mehr als 5m aus dem Wasser ragt. Vor der Losfahrt mussten wir unsere Tips abgeben, wann der Captain den ersten Eisberg sichten wird. Am nächten Morgen um 10:30 sahen wir unseren ersten Eisberg und Katja lag mit 23 Minuten Differenz am nächsten!!
Einige Stunden später fuhren wir am Eisberg B-15T vorbei. Dieses 20. Bruchstück war 52km lang, 13km breit und ragte geschätzte 20m aus dem Wasser. Die Gesamthöhe beträgt ca. 300 Meter. Hadleigh hatte diesen Eisberg über aktuelle Satellitenbilder ausfindig machen können und da er nicht soo weit von unserem Kurs weg war, konnte er den Captain überzeugen, einen kleinen Umweg zu fahren. Der Mutter-Eisberg ist im Jahr 2000 in der Südantarktis abgebrochen (B15 war ca. 270 x 40 km gross, etwa ein viertel der Fläche der Schweiz) und in den letzten 17 Jahren um die halbe Antarktis gespühlt worden. Für uns fühlte sich das eher an, wie an einer riesigen Insel vorbeizufahren.                                      
                 Eindrücklich wenn man denkt, das die anderen 3/4 unter wasser sind

Am Nachmittag versuchten wir auf Elefant Island, am Punkt "Wild" zu landen - glaube die einzige Landung welche aufgrund vom Wetter nicht möglich war.
Dies war einst der Punkt, von wo aus Shakleton nach seinem Schiffbruch mit dem Rettunsboot losfuhr Richtung Süd Georgien. Eine völlig harsche Gegend und dem Wetter komplett ausgesetzt. Hier hatten die zurückgebliebenen Männer 100 Tage ausgeharrt. Wir standen mit unseren Polarjacken gut eingepackt auf den äusseren Decks und waren froh, nach wenigen Minuten wieder das Warme aufsuchen zu können. Wir haben die Story von Shakleton immer wieder gehört, für diejenigen, welche das interessiert können das ja mal googeln (Ernest Shakleton, Endurance Expedition und der Idee die Antarktis zu durchqueren)

                               An dem Strand haben die Seeleute 100 Tage durchgehalten

Am nächsten Tag setzten wir zum ersten Mal unsere Füsse auf den 7.Kontinent.

In der Antarktis selbst sahen wir nicht so viele Tiere, jedoch umso mehr Eis. Schon bald nach unserer Landung sassen wir inmitten vom Packeis fest. Wir feierten bei Musik auf dem offenen Deck bei ca. null Grad unsere Antarktika Ankunft. Nach dem Sonnenuntergang blieb der Himmel über drei Stunden rot gefärbt, bevor die Sonne wieder aufging. Völlig speziell, mittlerweile im Eis komplett eingefroren, fernab von jeglicher Zivilisation und in absoluter Ruhe umgeben von purer Natur welche im dicken Winterkleid daher kam.

                                        Packeis bei Abendstimmung                                        

Ich war froh, dass unser Boot am Morgen wieder aus dem Eis befreit war.
Am nächsten Tag gab es noch eine Schlauchbootstour durch das Packeis und entlang der Eisberge. Immer wieder sah man Pinguine auf den einzelnen Eisschollen, leider haben wir hier keinen Seeleoparden gesehen.
Das Mittagessen musste erst mit einem Sprung ins Polarwasser verdient werden. Bei -1.5 Grad ist nicht gross mit plantschen....!!!

                                                         brrrrrrrrrrrr......                                              

Auf dem Rückweg besuchten wir noch die Inseln von Süd Schettland. Hier bekamen wir zum ersten mal das garstige Wetter in Form von einem Schneesturm zu spüren.

                                        Unser Schiff im Schneetreiben

Mit voller Kamera und dem Nachttisch voller Seekranktabletten gings zurück nach Ushuaia. Leider mussten wir die scheinbar schlimmste Seepassage, Drake Passage, noch queren. Laut Angaben von Hadleigh haben die letzten Tage einige Schiffe Verspätung oder die Reise gar abgewartet. So kamen wir mit den 8m Wellen noch gut weg! Da Katja sich im falschen Moment aufs WC aufmachte, muss sie jetzt ihre blauen Flecken noch verheilen lassen!! *autsch*

Nun sitzen wir in Ushuaia und verdauen unsere Eindrücke erstmals. Wir erfahren quasi das erste Mal so etwas wie ein Reise Burn-Out. Vielleicht legt sich das wieder, aber momentan haben wir gerade keinen Bock irgendwie weiter zu reisen...

Voll mit Eindrücken jedoch ohne Reiseplan
grüssen Katja und Silvan

Bilder